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Weihnachtsgrüße aus der Orgelmanufactur

Ein spannendes Jahr geht zu Ende

Liebe Kunden und Freunde unserer Orgelmanufactur,

wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und erholsame Tage auf dem Weg in ein glückliches neues Jahr.

Wie bei vielen von Ihnen geht auch bei uns ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Veränderte Zeiten verlangen von uns allen, neue Wege zu gehen. Deshalb erreichen Sie unsere Wünsche zu den Festtagen auch nicht mit der Post, sondern erstmalig als E-Mail. Das ist einer von vielen Bausteinen, mit denen wir Kosten sparen können, und gleichzeitig ermöglicht es uns, noch mehr Menschen zu erreichen, die Interesse an unserer Arbeit und unseren Orgeln haben. Es bietet uns auch die Gelegenheit, Sie umfassender über unsere Arbeit und über neue Entwicklungen zu informieren.

Der Orgelbau befindet sich im Wandel und trotzdem blicken wir bei Vleugels positiv in die Zukunft. Unsere Aufgaben verändern sich. Vor wenigen Jahren haben wir neben wichtigen Restaurierungen noch 2-3 gänzlich neue Orgeln im Jahr gebaut und heute ist es manchmal nur noch eine. Die Arbeiten werden dabei jedoch vielseitiger, anspruchsvoller und verlangen eine immer größere Flexibilität, aber auch Wissen und Erfahrung in vielen Bereichen. Hier sind wir mit unseren Mitarbeitern fast allen Aufgaben gewachsen und nehmen gerne Herausforderungen an.

In einem kleinen Rückblick auf das Jahr 2022 können wir Sie gedanklich zu einigen dieser Projekte mitnehmen. Anfang des Jahres konnten wir in Assmannshausen am Rhein die Restaurierung der mechanischen Kegelladen-Orgel von Martin Schlimbach von 1883 fertigstellen. Diese Orgel, die über Jahrzehnte unspielbar war, darf jetzt wieder in der frisch renovierten Kirche erklingen. Gleichzeitig stellten wir die Arbeiten an der großen Fischer & Krämer Orgel in Lingen (Ems) fertig. Wir haben mit einem neuen Setzer, einem Glockenspiel, einer durchschlagenden Klarinette und einer Windabschwächung und mit vielen weiteren Verbesserungen diese Orgel für ein vielfältiges musikalisches Gemeindeleben und Konzertaufgaben zukunftsfähig aufgestellt. Es folgten Restaurierungen der pneumatischen Maerz-Orgel von 1905 in Hitzhofen und der Siemann-Orgel von 1906 in Giggenhausen sowie der Gessinger-Orgel von 1760 in Uettingen.

Daneben durften wir 14 weitere Orgeln reinigen und überholen und fast jedes Orgelwerk hielt besondere Herausforderungen für uns bereit, wie die Ertüchtigung der elektrischen Sicherheit, Neuintonationen, die Sanierung von Schimmelbefall oder Bleizucker. Bei den unterschiedlichsten Windladen- und Traktusystemen konnten wir unsere Erfahrungen einbringen und immer die beste Lösung finden. Eine besondere Freude für uns war dabei die vollständige Wiederbelebung der dreimanualigen Ott-Orgel in der Lukaskirche in Ludwigshafen.

Die Vleugels-Orgel in der Domkirche in Lampertheim, die „große Blaue“, bekam die letzten bisher vakanten Register Basson 16‘ und Bourdon 16‘ sowie einen Zimbelstern und ist damit nach 18 Jahren endlich vollendet. Wobei es auch mal länger dauern kann: Bei der Restaurierung der Dietz-Orgel in Waldamorbach bauten wir dieses Jahr nach 181 Jahren das letzte vakante Register, ein Kleingedeckt 4‘, in die Orgel ein. Aktuell arbeiten wir an der Rekonstruktion des Pfeifenwerks der zweimanualigen Johann-Caspar-Beck-Orgel von 1734 in Herrenbreitungen. Nachdem wir 2019 die technische Restaurierung abschließen konnten, wird in 2023 mit dem letzten Bauabschnitt, der klanglichen Rekonstruktion, auch diese Orgel vollendet sein.

Das größte Projekt im zu Ende gehenden und auch im nächsten Jahr ist die Restaurierung der großen Konzertsaal-Orgel aus dem Kurhaus in Baden-Baden aus der Werkstatt von Voit. Nachdem wir in den 1990er Jahren die Voit-Konzertsaalorgeln in den Stadthallen von Heidelberg und Prag restaurieren durften, haben wir um 2000 diese Orgel, bzw. was davon übrig war, in einem Lager in Karlsruhe-Durlach entdeckt. Unsere Bemühungen, dieses Instrument wieder nach Baden-Baden zu bringen, blieben leider ohne Erfolg. Als das Lager aufgelöst wurde, kauften wir die Orgelteile auf und eine weitere Bestandsaufnahme in unserer Werkstatt zeigte, dass das Orgelwerk zu großen Teilen erhalten ist. Nach vielen weiteren Jahren haben wir nun mit der Gemeinde Erbendorf einen Partner gefunden, um dieses großartige Orgelwerk der Romantik wieder restaurieren und aufbauen zu dürfen. Dort bietet die große Empore genug Platz, um die Orgel wieder vollständig in einem Generalschweller unterzubringen. Der nicht mehr erhaltene Spieltisch wird nicht rekonstruiert, sondern durch einen modernen Spieltisch mit allen erwünschten Spielhilfen ersetzt.

Die Insolvenz der weltweit größten Orgelbaufirma Laukhuff Ende 2021 hat auch uns schockiert. Wir haben einzelne, aber wichtige Orgelteile von dort bezogen und haben von der breiten Erfahrung und der Qualität der Produkte profitiert. Nach einer kurzen Unsicherheit haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Wir konnten 2 erfahrene Mitarbeiter und viele Maschinen übernehmen und auch Lagerbestände, die wir als Ersatzteile für Ihre Instrumente brauchen, noch aufkaufen. Orgelteile, die man dann nirgendwo mehr kaufen konnte, wie Tremulanten oder Zimbelstern-Glockenspiele, bauen wir nach den bewährten Konstruktionsweisen selbst weiter. Die Zusammenarbeit mit orgelpunkt.com ermöglicht es uns, diese Orgelteile auch anderen anzubieten.

Aus unserer Werkstatt haben 3 Auszubildende 2022 erfolgreich die Gesellenprüfung bestanden und 2 von Ihnen konnten wir als Orgelbau-Gesellen übernehmen. Wir hoffen, dass sie noch lange mit uns an neuen Orgeln und spannenden Restaurierungsprojekten arbeiten. Wir sind mit aktuell 22 festen und 3 freien Mitarbeitern für Orgelprojekte jeder Größe optimal aufgestellt.

Anfang des Jahres verstarb Orgelbaumeister Hans Theodor Vleugels im Alter von 90 Jahren. Er legte den Grundstein für unsere Orgelmanufactur, als er 1958 nach Hardheim kam und die traditionsreichen Orgelbau-Werkstätten der Familie Bader übernahm. Bis zuletzt war er für die Musiksammlung Vleugels tätig und stand uns mit seinem Erfahrungsschatz im Orgelbau zur Seite.

Wir bedanken uns für das Vertrauen in unsere Orgelmanufactur und wünschen uns eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihnen im kommenden Jahr. Wir freuen uns auf die Herausforderungen, die Sie und Ihre Orgeln für uns bereithalten.

Johannes und Hans-Georg Vleugels mit Familien und Mitarbeitern