Das Holzmehl verrät den Täter, der an der Orgel nagt...
Nicht nur die Kirchenbesucher mögen die Orgel. Auch der Holzwurm hat manche Orgelteile zum Fressen gern. Es ist Eile geboten, wenn man Holzwurmbefall erkennt. Am besten erkennt man einen Befall durch das Holzmehl auf Bauteilen und Boden. Rechtzeitig erkannt, kann man einen Befall örtlich begrenzt bekämpfen und eine Ausbreitung verhindern. Auch hierfür ist eine regelmäßige und gründliche Orgelwartung gut.
Da ein Holzschädling meist nicht nur in der Orgel vorkommt, sondern, wenn er dort entdeckt wird, meist auch schon andere Bauteile (Böden, Altäre, Möbel…) befallen hat, muss oft eine gesamtheitliche Lösung gesucht werden. Hier eignet sich oft eine Begasung der gesamten Kirche oder eine Einzelbehandlung aller befallenen Bauteile.
Um bei einer Restaurierung den Holzwurm abzutöten und hoffentlich dauerhaft aus der Orgel bzw. Kirche zu verbannen, wenden wir unterschiedliche Verfahren an:
Bei starkem Befall wird die gesamte Orgel vor der eigentlichen Restaurierung in einen abgeschlossenen Raum eingelagert und dieser wird über Wochen mit einem sauerstoffverdängendem Gas (z.B. Stickstoff) geflutet. Alle Lebensstadien, auch Larven und Eier werden in diesem Zeitraum zu 100% abgetötet. Nach entweichen des Gases bleiben keine Rückstände am oder im Holz, Oberflächen werden nicht angegriffen, jedoch geht hiervon auch keine Langzeitwirkung aus.
Eine weitere Methode, um schonend und ohne Rückstände wirksame Erfolge zu erzielen, ist die thermische Behandlung. Erwärmt man Holzteile auf eine Kerntemperatur von 55°C über eine Stunde, zersetzen sich die Eiweiße aller Schädlinge und diese werden dadurch vollständig abgetötet. Hier muss sehr sorgfältig vorgegangen werden und dieses Verfahren ist für viele Orgelteile auch nicht geeignet. Verbindungen aus Knochenleim könnten sich dabei lösen oder sich Holzteile verziehen.
Für eine partielle Behandlung von Orgelteilen, auch im eingebauten Zustand, eignet dich das Einstreichen oder Injektion eines Flüssigpräparats. Hier verwenden wir ausschließlich Wirkstoffe, die für Menschen und andere Wirbeltiere bei sachgemäßer Anwendung ungefährlich sind. Gegen Larven von Holzschädlingen entfalten sie jedoch sogar eine Langzeitwirkung, was ein weiterer Vorteil dieser Methode ist.
Wir beraten Sie gerne, welche Methode für Ihre Orgel geeignet ist.
Diese Schädlinge kommen in der Orgel vor:
Gemeiner Nagekäfer (Anobium punctatum), umgangssprachlich Holzwurm genannt, ist der bei trockenem Holz am häufigsten vorkommende Schädling. Die Larve des Käfers hinterlässt im Holz Fraßgänge von 1-2 mm Durchmesser und runde Ausflugslöcher. Einen aktiven Befall erkennt man am herausrieselnden Holzmehl. Häufig kommt er an kühlen feuchten Orten vor, wie sie an kalten Kirchenrückwänden, an denen häufig die Orgel steht, zu finden ist.
Hausbock (Hylotrupes bajulus) ist deutlich größer und hinterlässt ca. 4-7 mm große ovale Ausflugslöcher. Im Gegensatz zum Holzwurm hinterlässt er kein herausquellendes Holzmehl, sondern verstopft die Gänge mit dem Fraßmehl wieder.
Mäuse, Siebenschläfer oder Fledermäuse nutzen die Orgel eher als Wohnort oder nagen an Orgelteilen aus Leder. Vögel verirren sich oft in Orgeln oder verenden in Pfeifen. Hier geht eine Gefahr vor allem von Kot aus, der sich durch das Metall der Pfeifen frisst.
Kurze Info zum langen Leben
eines Holzwurms:
Holzwürmer zählen zu den wohl am meisten gefürchteten Feinden von trockenem Holz. Insbesondere deren Larven richten oft verheerenden Schaden an. Die Weibchen legen ihre Eier in Rissen, Poren und Fugen des Holzes ab und es schlüpfen Larven mit rund einen halben Zentimeter größe. Mindestens ein Jahr vergeht dann bis zur Verpuppung, dem Zeitpunkt bevor die Larve als Käfer schlüpft. Umgebungsbedingt kann das aber auch zehn Jahre dauern oder sogar noch länger. Während dieser Zeit fressen sich die Larven durchs Holz und hinterlassen die unschönen Löcher von ein bis zwei Millimetern Durchmesser.