Garmisch, Alte Kirche St. Martin, II/16 – Opus 335

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Harmonie zwischen Kirche und Orgel, der Klang folgt den Spuren der Fresken

Garmisch St. Martin, Orgelneubau 2000 im italienischen Stil

Anfang des 15. Jahrhunderts schufen vom Süden her inspirierte Kunsthandwerker in der Mutterkirche des Werdenfelser Landes die Fresken der Nordwand. Knapp 600 Jahre später wurde nun in unserer Alten Kirche Sankt Martin ein liturgisches Instrument erbaut, dessen Klang sich am italienischen Orgelbau orientiert.

Gerade beim Bau einer kleinen Orgel wie hier in Alt-Sankt-Martin galt es zu überlegen, ob ein „Allround-Werk“ entstehen soll, oder ob es nicht sinnvoller sei, ein spezifisches Klangmodell zu wählen. Die Verantwortlichen auf Bistums- und Pfarreiebene entschieden sich für ein Klangbild im klassischen italienischen Stil. Dieses Konzept bietet die ideale Voraussetzung, Werke süddeutscher und italienischer Meister auf unserer Orgel erklingen zu lassen:

Ein niedriger Winddruck von 48 mm Windsäule gibt unserer Orgel einen vornehmen und milden Klang.
Das Ripieno (volles Werk) besteht aus den Prinzipalregistern Principale, Ottava und Quintadecima des Hauptwerks. Es klingt hell und klar, aber keinesfalls auftrumpfend oder schrill. Die Klangkrone, die Mixtur, die das Ripieno nach oben hin abrundet, ist in einzelne Register aufgeteilt und bietet somit der Klangphantasie kaum Grenzen.

Die wahre Mystik des Barocks drückt sich in den Toccaten zur Elevation (Wandlung) von Frescobaldi oder Frohberger aus. Die klangliche Realisierung mit der Prinzipal-Schwebung (Principale + Voce umana) lässt uns in diesen sehr langsam und dicht zu spielenden „Toccate di durezze e ligature“ (mit Dissonanzen und Bindungen) das Mysterium der Gegenwart Gottes erfahrbar werden.
Vor den Prospektpfeifen finden wir die Tromboncini. Mit diesem kurzbechrigen Zungenregister, das erst relativ spät in den italienischen Orgelbau Einlass gefunden hat, lässt sich die Pastorale (ein Orgelstück im Dreiertakt, häufig über einem Orgelpunkt) besonders gut darstellen.

Die Flötenstimmen des Positivs bieten die Möglichkeit, das sehr farbige und gemäßigt kraftvolle „concerto di cornetti“ zusammenzustellen. Durch die facettenreiche Kombination einzelner Register entstehen ideale Voraussetzungen zum kammermusikalischen Orgelspiel.

Josef Schwarzenböck, Kirchenmusiker
(Aus der Festschrift anlässlich der Orgelweihe am 5. August 2000)

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DISPOSITION

I. Manual – Hauptwerk C-g‘‘‘

  1. Principale 8’
  2. Voce umana 8’ ab c‘ schwebend
  3. Flauto a camino 8‘
  4. Ottava 4‘
  5. Quintadecima 2
  6. Decimanona 1 1/3‘
  7. Vigesimaseconda 1‘
  8. Tromboncini 8‘ vor dem Prospekt stehend

II. Manual – Positiv C-g’’’ (auf gemeinsamer Zwillingslade)

  9. Bordone di legno 8‘
10. Flauto in ottava 4‘
11. Flauto in quinta 2 2/3‘
12. Flagioletto 2‘
13. Cornetta 1 3/5_

Pedal C-f‘ (als kombinierte Reihe)

14. Contrabassi 16’
15. Bassi 8‘
16. Tenori 4’

Koppeln I/P, II/P, II/I

Rosignoli
Tremolo
Tamburo