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Giggenhausen-St Stephanus

Kleine, aber feine Siemann-Orgel in den Originalzustand zurückgeführt

In der katholischen Filialkirche St. Stephanus zu Giggenhausen befindet sich eine 1-manualige Orgel mit nur 6 Stimmen, die auf die Firma Willibald Siemann aus München zurückgeht. Das Erbauungsjahr war 1906 und nach dem vorhandenen Opus Schild im Spieltisch handelt es sich um das Werk Nr. 40 aus dieser Werkstätte. Seit 1890 bestand die Firma Siemann in München, ab etwas 1894 stellt sich die Werkstatt auf pneumatische Kegelladen um und seit etwa 1904 vereinigt man sich mit dem Werk Regensburg zu Binder &Siemann.

Das Orgelwerk war etwas unschön aus der Kirchenachse in die linke hintere Emporenecke versetzt worden. Im Zuge der umfassenden Restaurierung konnte der Wiederaufbau in der historischen Kirchenachse erfolgen – auch diese ist asymmetrisch. Das Instrument wurde weiter nach vorne versetzt, um eine optimale Klangabstrahlung in den Raum zu bieten. Gleichzeitig wurde es gestattet, den freistehenden Spieltisch vom Orgelgehäuse abzurücken, um eine bessere Sitzposition für den Organisten zu erreichen.

Neben der umfassenden Restaurierung sämtlicher Orgelbereiche nach denkmalpflegerischen Prinzipien ging es auch darum, verlorene Originalsubstanz zu rekonstruieren. Dies betraf zum einen den Spieltischbereich, der nach Vorbildern anderer Siemann-Orgel wieder mit Porzellanschilder auf den Wippen rekonstruiert wurde. Im klanglichen Bereich wurden die 4‘ Prospektpfeifen von C-c¹ in Zinn rekonstruiert. Die originale Gamba 8‘ fehlte und war durch ein Register Schwiegel 2‘ ersetzt. Selbst dieses bestand aus abgeschnittenen Naturgusspfeifen von einem Nachthornregister einer anderen Orgel. Nach vollendeter Restaurierung erklingen wieder die 4 originalen 8‘ Stimmen im Manual zusammen mit Octave 4‘ im Prospekt und begleitet von Subbass 16‘ im Pedal. Obwohl es sich nur um 6 klingende Register ohne Mixtur handelt, entsteht doch mittels Oktavkoppeln ein überraschend fulminantes Klangerlebnis. Die Superoctavkoppel ist dabei mit 6 Tönen bis h³ ausgebaut – eine nicht alltägliche Realisierung. Mit überarbeiteter Farbfassung des Gehäuses präsentiert sich so wieder eine kleine Dorfkirchenorgel seit der Einweihung am 04. Dezember 2022 in vorgezogener Position, technisch umfassend restauriert und klanglich durchaus beeindruckend.