Hausham am Schliersee, St. Anton, II/32 – Opus 422

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Einer der besten Orgelbauer seiner Zeit

Hausham am Schliersee St. Anton, Orgel von H. Koulen & Sohn 1911, Restaurierung Vleugels 2013

Die gut 100-jährige Geschichte Ihres Instrumentes ist bislang nicht durchgehend erforscht. Bekannt ist eine Windladenänderung in den 1930er Jahren, von 1961 stammt eine neue Spieltischtechnik. Tragisch für das Instrument und aus heutiger Sicht geradezu unverständlich war dann mit dem Anschluss eines Elektroniums die Stilllegung der wertvollen Pfeifenorgel. Über dem Pfeifenwerk im Orgelinneren wurde eine Plattendecke eingezogen, hinter den Frontpfeifen wurden die Lautsprecherboxen platziert.

Diese tragische Seite hatte jedoch auch etwas Gutes, denn das Pfeifenwerk – also das klangliche Gut der Orgel – blieb vor Eingriffen und vor Veränderungen weitgehend verschont. Daraus resultiert das nun vorliegende Restaurierungsergebnis, welches einerseits die technische Substanz samt ihren Veränderungen (z. B. Spieltisch) nach entsprechender Überarbeitung und Instandsetzung beibehält. Klanglich ist jedoch die Koulen Substanz von 1911 so erhalten, dass wir weitgehend davon ausgehen können, hier einen originalen Klangbeleg aus dieser Zeit vorzufinden. Uns fielen bei unserer umfassenden Restaurierung keine gravierenden Eingriffe in die Klangparameter aus zurückliegenden Jahrzehnten auf. Und selbstverständlich haben auch wir uns davor gehütet, Veränderungen daran auszuführen.

Dies war auch gar nicht nötig! Denn je länger sich unsere Intonateure mit dem Pfeifenmaterial, den Mensuren, Labierungen und Aufschnittverhältnissen beschäftigt haben, um so ehrfürchtiger muss man die ganz außergewöhnliche Leistung dieser Orgelbauwerkstätte anerkennen. Fast ist man geneigt zu sagen, dass man hier die Arbeit eines bislang u. U. verkannten Genies vorfindet.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Mitglied der Familie Koulen bei den damals bedeutendsten Orgelbauern in Frankreich einen Teil seiner Ausbildung genossen hat – wie auch bedeutende deutsche Orgelbauer Grundlagen Ihrer Ausbildung in den Werkstätten von Koulen fanden. Dabei wirkte diese Orgelbaufamilie an verschiedenen Wirkungsorten nördlich von Aachen, in Straßburg, in Oppenau sowie in Augsburg. Dort ist auch Ihre Orgel entstanden. Als Beleg hierfür finden sich z. B. im Untergehäuse noch Transportaufkleber der damaligen Eisenbahn. Die Familie Koulen wirkte hauptsächlich im Zeitraum zwischen den 1830er und 1930er Jahren und hat in Ihrer Zeit ganz bedeutende Orgelanlagen geschaffen – z. B. im Straßburger Münster, im Freiburger Münster (mit Fa. Welte), in Augsburg wie auch in Landshut St. Martin.

Leider fanden diese Instrumente unter den Folgegenerationen nicht immer die Ihnen zustehende Beachtung und/oder wurden einem veränderten Zeitgeschmack geopfert und durch neue Orgeln ersetzt. Glücklich darf sich dann eine Gemeinde wie die Ihre in Hausham fühlen, wenn sie solch einen besonderen Klangschatz besitzt und wieder zum Leben erweckt. Ihr Instrument kann als Beleg dafür dienen, was an vergleichbarem oder größerem aus dem Hause Koulen inzwischen leider verloren ging. Wir sind überzeugt, dass Ihre Orgel in den kommenden Jahrzehnten eine besondere überregionale Wertschätzung erfahren wird.

Und natürlich ist unsere Restaurierungsabteilung ebenso glücklich darüber, dass wir – wie schon bei so manch anderem Instrument zuvor – diese klangliche „Schatzkiste“ wieder öffnen durften. Darüber hinaus kann ich Ihnen an dieser Stelle versichern, dass die außergewöhnliche Begabung Koulens, seine Pfeifen in einer ganz besonderen Art zu mensurieren/berechnen, auch in unsere zukünftigen Neubauten einfließen wird.

Oder mit anderen Worten: Die beim Schreiben dieser Zeilen vorliegenden Erkenntnisse zur erreichten Klangpräzision und hörbaren Dynamik bestätigen die Notwendigkeit im gemeinsam Ringen um den Erhalt dieser außergewöhnlichen Orgelanlage.

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DISPOSITION

I. Manual – Hauptwerk C – g’’’

  1. Bordun 16’
  2. Prinzipal 8’
  3. Quintaden 8’
  4. Gamba 8’
  5. Flautemayor 8’
  6. Gemshorn 8’
  7. Gedeckt 8’
  8. Dolce 8’
  9. Octav 4’
10. Flöte 4’
11. Mixtur (2-4fach) 2 2/3’
12. Trompete 8’

II. Manual – Schwellwerk C – g’’’

13. Prinzipal 8’
14. (Konzert-)Flöte 8’
15. Liebl. Gedeckt 8’
16. Fernflöte 8’
17. Salicional 8’
18. Vox coelestis 8’
19. Hohlflöte 4’
20. Violine 4’
21. Piccolo (- g’’’) 2’
22. Sesquialtera (2f.- g’’’) 2 2/3’
23. Fagott 16’
24. Coranglais (- g’’’) 8’
Tremolo

Pedal (Lage c° unter c’) C – d’

25. Violon 16’
26. Subbass 16’
27. Stillgedeckt 16’
28. Quintbass 10 2/3’
29. Octavbass 8’
30. Cello 8’
31. Gedecktbass 8’
32. Posaune 16’

3 Normalkoppeln, Subkoppel II/I, Superkoppel II/I

1 fr. Komb., 5 fest Komb. (pp, p, mf, f, t)

Auslöser, Crescendo ab, Rohrwerke ab, Piano Pedal ab